kommentiert: Neugierig bleiben für unsere Heimat – Ein letztes Wort zum WochenKurier

Immer am Donnerstag hören Sie in unserer Reihe „kommentiert:“, dem Kommentar der Woche, eine persönliche Meinung eines Lausitzers. Heute spricht Torsten Berge, ehemaliger Verlagsleiter des Wochenkurier. Nach dem Ende der Wochenzeitung blickt er optimistisch in die Zukunft mit dem Thema: „Neugierig bleiben für unsere Heimat – Ein letztes Wort zum WochenKurier“.(jb)

Kommentar zum Nachlesen:

Neugierig bleiben für unsere Heimat – Ein letztes Wort zum WochenKurier

Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer,

ein letztes Mal habe ich wohl heute die Gelegenheit, als Verlagsleiter des WochenKurier zu Ihnen zu sprechen. Dieses WochenKurier, der auch immer gern die Kommentare aus diesem Format abgedruckt und damit verbreitet hat.

Des WochenKurier, welcher in der letzten Septemberwoche nach mehr als 35 Jahren zum letzten Mal gedruckt und verteilt wurde.

Das wirft natürlich viele Fragen auf, doch ich hoffe auf Ihr Verständnis, dass ich heute nicht das Warum und Wie in den Fokus stelle, sondern stattdessen diese Gelegenheit nutze, um einfach noch einmal Danke zu sagen. In erster Linie diesem einmalig tollen Team, allen Mitarbeitern des Verlages, die mit unglaublichem Herzblut und Engagement immer für ihren WochenKurier gekämpft haben. Jeder Einzelne hat tagtäglich unsere Verlagsphilosophie gelebt, dass zu einer Heimatzeitung weitaus mehr gehört, als nur Papier zu bedrucken.

Und so waren wir da für die Menschen, die Senioren, die Vereine der Region, die Ehrenamtler, die Hilfsbedürftigen, die Kinder, den lokalen Mittelstand und und und. Traurig sind wir alle, dies jetzt nicht mehr so leisten zu können. Stolz sind wir darauf, dass wir es so lange konnten, und getan haben. 

Danke ganz besonders unseren treuen Leserinnen und Lesern. Für sie haben wir die Zeitung Woche für Woche gemacht und ihre Meinung war uns stets wichtig. Besonders in den letzten Wochen, nach Bekanntwerden des bevorstehenden Abschieds vom Medienmarkt, war der Zuspruch per Brief, Mail, Social Media und vor allem auch persönlich überwältigend. Ändert nichts an der Tatsache, hat aber doch dem Team sehr gut getan.

Apropos Team, ich persönlich wünsche allen nur das Beste für die Zukunft. Es tut mir leid, dass dies jetzt nichts mehr mit dem Wochenkurier zu tun hat.

Aber jeder von euch ist für seinen neuen Arbeitgeber ganz sicher ein Gewinn, und ihr werdet auch an neuer Stelle viel leisten. 

Danke jetzt ganz einfach allen, die sich mit dem Wochenkurier verbunden gefühlt haben. Ich kann sie an dieser Stelle unmöglich alle aufzählen. Für mich persönlich waren die letzten 35 Jahre mit diesem WochenKurier definitiv das Beste, was mir im Leben beruflich passieren konnte. Ich bin ein bekennender Verfechter des seriösen, konstruktiv kritischen und unabhängigen Lokaljournalismus, und wie auch immer, damit noch nicht am Ende.

Ein letztes Wort auch deshalb noch an unsere Politiker. Sie sind in Ihre Funktionen demokratisch vom Volk gewählt. Das sollte dann auch nicht nur im Wahlkampf eine Rolle spielen. Die Menschen mitzunehmen, in den Prozessen, die Sie gestalten wollen, sollte tägliche Verpflichtung sein. Und da weiß ich sehr genau, wovon ich hier rede, da gibt es noch sehr viel Luft nach oben! Ausnahmen bestätigen die Regel, wie zum Beispiel die Oberbürgermeister von Kamenz, Bischofswerda, Senftenberg und Hoyerswerda, die Landräte von Bautzen, Elbe Elster und OSL, die trotz klammer Kommunalkassen in Öffentlichkeitsarbeit investieren.

Bei den Landesregierungen allerdings und speziell deren untergeordneten Institutionen sollte man sich da ernsthaft einmal hinterfragen. In zahlreichen persönlichen Gesprächen ging es um staatliche Zustellförderungen für Medienunternehmen wie den WochenKurier. Dabei habe ich immer die Position vertreten, keine Förderung zu Lasten der unabhängigen Berichterstattung! Nicht „wessen Brot ich ess, dessen Lied ich sing!“. Aber Berichterstattung über Tun und Handeln, gegen faire Bezahlung für eine erbrachte Leistung, das hätte auch uns geholfen. Fazit nach so vielen Jahren: Angebote stets abgelehnt, Eigeninitiative gleich Null, also Umsatz gleich Null. Eine unabhängige jährliche Erhebung in der Lausitz, der „Lausitzmonitor“, zeigt seit Jahren auf, dass sich die Menschen der Region nicht ausreichend informiert und mitgenommen fühlen im Prozess des Strukturwandels in ihrer Heimat. Da fließen zig Milliarden Fördermittel, um die Transformation von der Kohlebergbau-Region in eine neue Zukunft zu ermöglichen. Und was wissen die Menschen, für die und deren Nachkommen es gemacht wird, darüber? Bitte beantworten Sie sich an dieser Stelle die Frage einmal selbst!

Wir, also der WochenKurier, werden es jetzt nicht mehr ändern können. Ob die digitale Welt mit all ihren Social Media Kanälen die richtige Plattform ist, wage ich zu bezweifeln. Deshalb wünsche ich lokal ausgerichteten Alternativen zu Print, wie beispielsweise den Rundfunkplattformen der LAUSITZWELLE, alles Gute für ihre Zukunft. Neugierige Menschen wollen wissen, was wann und warum vor ihrer Haustür passiert. Das kann Garant sein für eine erfolgreiche Perspektive mit sinnvoller Daseinsberechtigung. Und Sie, liebe Zuschauerinnen und Zuschauer, bleiben bitte neugierig, informieren sich über seriöse Quellen und mischen sich auch ein. Denn es ist ihre Heimat, ihre Zukunft, ihre Meinung, um die es den von Ihnen Gewählten gehen sollte. 

Ein letztes Mal Danke und Tschüß im Namen des WochenKurier und auf ein Neues dann in neuer Mission, ganz herzlich Ihr Torsten Berge.

Torsten Berge

Kommentare

  1. Avatar von Langer
    Langer
  2. Avatar von C. Bieder
    C. Bieder

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




Home
Blitzer
Whatsapp
Mail