In „kommentiert“, unserem Kommentar der Woche, hören wir dieses Mal Peter Paul Gregor. Er ist ehemaliger Militär- und Polizeipfarrer aus Hoyerswerda und widmet sich heute den Dörgenhausenern. Dabei geht er auf den Ursprung des Namens und die Geschichte dahinter ein.(mp)
Der Kommentar zum Nachlesen:
Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer unserer Lausitzwelle!
Heute von mir einmal leichte Kost zum Nachdenken und zum Schmunzeln.
Der Ort Dörgenhausen hat nun seine angestrebte Auszeichnung „Unser Dorf hat Zukunft“ bekommen. Mit viel Enthusiasmus und Engagement haben die Dörgenhausener ihr Dorf repräsentiert. Dazu kann ich nur gratulieren.
Aber – das sei jetzt alles mit Spaß gesagt – habe ich meine Zweifel, ob sie mit ihrem sorbischen (slawischen) Ortsnamen zufrieden sind. Durch die selbsternannten Sprachpolizisten – spätestens seit dem Jahr der neuen Rechtschreibung 1998 – wird manches aus Dummheit boykottiert. Ich erspare mir Beispiele.
Aber, um es weiterhin humorvoll zu betrachten –
können die deutschen Dörgenhausener damit leben, dass sie auf slawisch „nemcy“ genannt werden?
Nemcy heißt übersetzt Fremder oder Stummer. Sehr interessant!
Der Begriff Dörgenhausen selbst kommt von: Dort hausen Thüringer. Wann die Thüringer Siedler kamen, kann man vielleicht mit der Christianisierung um das Jahr 1000 in Verbindung bringen.
Aber das überlasse ich gerne den Historikern!
Jedenfalls amüsiere ich mich am Begriff „nemcy“. Die ansässigen Slawen haben die Ankömmlinge jedenfalls als Fremde und Stumme gesehen.
Und wir Deutsche werden ja in allen slawischen Sprachen als „Fremde“ oder „Stumme“ bezeichnet.
Nun, wer die Dörgenhausener kennt, wird mir bestätigen, dass da nichts mehr stumm oder fremd ist.
Im Gegenteil: Ich hatte als Religionslehrer viele von ihnen in meinen Klassen und da war nichts mit nemcy. Im Gegenteil!
Und dennoch habe ich manchmal den Eindruck, als wenn die Deutschen heute doch richtige „nemcy“ sind.
Sie unterwerfen sich den genannten Sprachpolizisten.
Angst vor den ideologischen Besserwissern. Ich weiß, dass Schüler viele erlebte Bespiele nennen könnten.
Wir werden Stumme oder Fremde unserer eigenen Sprache.
Wer seine Sprache verliert, verliert die Kultur. Kulturlose Menschen sind eben sprachlos. Die gegenwärtige Situation überhäuft uns mit dieser erschreckenden Tatsache.
Die Vielfältigkeit der Sprache ist lebensnotwendig.
Zum Schluss noch eine Kuriosität: Als ich während der sowjetischen Zeit in Duschanbe war, hatte ich zwei verschiedene Sorten Kaugummi mit: Ostdeutsche und westdeutsche. Als ich einem kleinen Jungen einen Kaugummi anbot, sagte er klar: Nicht nemetsky, sondern germantsky Kaugummi.
Nemetsky ist ostdeutsch, germantsky westdeutsch. Das wusste er.
In vielen slawischen Ländern lernte ich in den Jahren nach 1970 noch etwas anderes dazu:
Nemetsky war faschistisch – ostdeutsch,
germantsky war deutsch – westdeutsch.
Nun, ich bin Deutscher. Und das heißt übersetzt: Zum eigenen Volk gehörig.
Und die sorbischen und deutschen Dörgenhausener verstehen sich auch so. Zugehörigkeit ist ihr Markenzeichen.
Peter Paul Gregor






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