kommentiert: Reisen bildet

In „kommentiert:“, dem Kommentar der Woche, hören wir jeden Donnerstag eine persönliche Meinung eines Lausitzers. Heute spricht Alf Wallner, der Leiter der Konrad Zuse Akademie in Hoyerswerda. Passen zur Ferienzeit in Sachsen und Brandenburg widmet er sich diesmal dem Thema Reisen.(mp)

Kommentar zum Nachlesen:

Reisen bildet

Zurzeit sind in Sachsen Ferien, in wenigen Tagen auch in Brandenburg. Viele Familien werden die Zeit vielleicht nutzen, um sich gemeinsam mit den Kindern zu erholen, einige werden vielleicht auch verreisen. Ob man aber dafür allerdings die Bahn nutzt, sollte man sich gut überlegen. Dass die Bahn große Probleme hat, ist nichts Neues. Jahrelang auf Verschleiß gefahren, notwendige Investitionen verschleppt und Strecken stillgelegt, zeigt sie jetzt ein Bild gravierenden Missmanagements. Im September dieses Jahres waren nur 55% aller Fernzüge pünktlich. Die Ursachen sind laut Bahn vielfältig und reichen von defekten Triebwagen, überlastetem Schienennetz bis hin zu Mangel an Lokführern und Zugbegleitern. Der Bund als Eigentümer der Bahn hat das Problem erkannt und stellt nun rund 100 Mrd. Euro bis 2029 für eine Generalsanierung zur Verfügung. Das klingt gut, aber sind bei der Bahn auch die Weichen für eine besser funktionierende Zukunft gestellt? Für 2,2 Mrd. Euro soll die Bahnstrecke Berlin – Hamburg saniert und modernisiert werden. Also 2,2 Mrd. für rund 280 Kilometer, das sind rund 7,9 Millionen für einen Kilometer. Eine effektive Zeitersparnis ist dabei nicht vorgesehen. Es stellt sich aber eine grundsätzliche Frage: Sollte die Bahn wirklich auch weiterhin ihren Schwerpunkt auf den Ausbau der ICE-Strecken setzen? Muss die Bahn wirklich das Flugzeug als ihren Hauptkonkurrenten betrachten? Wäre es nicht sinnvoller, wenn die Milliarden genutzt würden, um zunächst die Regionalbahnen zu ertüchtigen, als neuen Geschwindigkeits- und Reisezeitrekorden hinterherzufahren? Dann könnte man demnächst vielleicht sicher sein, dass die gewählte Regionalbahn auch wirklich fährt und nicht ausfällt, man sauber, bequem und auch mit Gepäck sein Reiseziel erreichen kann, auch wenn die Fahrt einige Minuten länger bis zum gewünschten Ziel dauert. Und vielleicht bekommt man dann ja auch einen Sitzplatz auf der Strecke zwischen Dresden und Leipzig. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine gute Fahrt.

Alf Wallner

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